Abschied vom ecuadorianischen Alltag

Kein Augenblick ist je verloren

Wenn er im Herzen weiterlebt

Das Leben wird jetzt anders sein

Doch die Erinnerung bleibt ewig bestehen.

[...]

Keine Träne soll uns begleiten

Egal wohin die Reise geht

All die schönen Bilder bleiben

Wenn unsere Zeit gekommen ist. 

 (Aus "Zeit zu gehen", Songtext von Unheilig)

Meine letzten Arbeitstage im Projekt waren sehr emotional. Es war schwierig, mich von den Kindern zu verabschieden, war es doch ein Abschied für immer. Ein Mädchen das immer zum Hausaufgaben machen kommt, meinte zu mir: "Ich werde dich vermissen! Warum musst du überhaupt zurück in dein Land? Kannst du nicht hierbleiben?"

Doch nicht nur die Kinder sind mir ans Herz gewachsen. Zu meiner Spanischlehrerin hatte ich eine besonders enge Beziehung. Sie gab mir nicht nur einmal die Woche bei sich zu Hause mit viel Geduld und Herzblut Einzelunterricht, sondern war für mich auch eine Person, mit der ich über alles reden konnte. Zum Abschied schenkte ich ihr eine Dankeskarte und ein Armkette, sie mir ein spanisches Büchlein mit ecuadorianischen Sagen. Ich versprach ihr, mit dem Spanisch weiterzumachen und mit ihr in Kontakt zu bleiben.

 

Auch der Strasssenerzieher J. war für mich nicht nur ein Mitarbeiter, sondern auch ein guter Kollege, mit dem ich meine Freizeit verbrachte. Wenn er konnte und durfte, nahm er mich mit auf die Strasse und lehrte mich viel über die Soziale Arbeit. Wenn es im Aufnahmezentrum nichts zu tun gab, zeigte er mir, wie man Armbändeli knüpft und brachte mir das Schachspielen bei.

All diese wunderbaren Menschen, die fremde Sprache, die andere Kultur und auch die Arbeit mit den Strassenkindern machten meine Zeit in Ecuador zu etwas ganz Besonderem. Ecuador und die Schweiz sind für mich zwei verschiedene Welten, zwei verschiedene Leben. Ich habe Angst, dass mir zurück in der Schweiz alles nur noch wie ein verschwommener Traum vorkommt. 

Nächsten Freitag landen meine Eltern in Quito und ich kann es kaum erwarten, ihnen auf einer dreiwöchigen Reise das Land näher zu bringen, das ich nun als meine zweite Heimat bezeichne.

Kommentare: 0