Meine erste Salsa-Tanzstunde

Lass mal 'ne Nacht drüber tanzen, Leichtmut und Freiheitsluft tanken und alle Gedanken parken an der Garderobe wie die Jacken von entfernten Bekannten. Und erst morgen, wenn wir dann wankend entspannt landen, wo wir eben noch standen, stellen wir uns tapfer den ganzen gigantischen grossen Gedanken - sind frei, die Gedanken sind frei und wir tanzen zu zweit.

(Julia Engelmann in "Lass man 'ne Nacht drüber tanzen")

Schon vor meiner Abreise war für mich klar, dass ich in Ecuador lernen möchte Salsa zu tanzen. An den Vorbereitungsseminaren von ICYE Schweiz hatte ich Jugendliche aus Südamerika kennengelernt und mit ihnen eine Nacht durchgefeiert. Praktisch alle von ihnen hatten Salsa getanzt und mir war der Mund offen stehen geblieben. Seit diesem Moment wusste ich, dass ich das auch können will! Und wo lerne ich es besser als in Lateinamerika selbst?

 

Zuerst wollte ich hier in Ecuador alleine in eine Tanzschule gehen. In der Nähe vom Haus meiner Gastfamilie  gibt es gleich zwei Salsa-Schulen. Doch irgendwie war mir dann doch ein bisschen mulmig, mich ohne Tanzpartner und ohne Erfahrung anzumelden.

 

Dann erfuhr ich, dass Xenia aus der Schweiz, Jakob aus Deutschland und Laurin aus Österreich, die auch in Projekten der Salesianer Don Boscos arbeiten und immer mit mir zu Mittag essen, ebenfalls Salsa tanzen möchten. In der Nähe von unseren Projekten gibt es einen Tanzlehrer, der private Gruppen unterrichtet. Dabei muss man ihn einfach anrufen und mit ihm einen Termin für die Salsa-Stunden abmachen. Xenia, Jakob, Laurin und ich entschieden uns, jeden Donnerstag nach der Arbeit zu viert Salsa-Stunden bei diesem Lehrer zu nehmen.

 

Als wir heute zum ersten mal in die Salsa-Stunde gehen wollten und dies herumerzählten, waren auf einmal noch viel mehr Leute von unserer Idee begeistert: Franklin (der Sportlehrer der Schule der Strassenkinder, der gleich alt ist wie wir Freiwilligen), Jairo (mein Chef, der ebenfalls erst 25 Jahre alt ist), zwei junge Studentinnen aus den USA, die manchmal in meinem Projekt aushelfen, sowie ein Freund von Laurin und eine Kollegin von Jakob wollten auch mitkommen. So waren wir schlussendlich 10 Personen und mit der Anzahl an Männer und Frauen ging es ebenfalls auf.

 

Zuerst übten wir alle in einer Reihe die Grundschritte vor dem Spiegel. Dies war nicht weiter schwierig. Anspruchsvoller wurde es, als wir das selbe zu zweit als Tanzpaar machen mussten. Ich tanzte mit Franklin und ich fragte mich wirklich, wieso er Tanzstunden nehmen wollte. Wahrscheinlich lag es daran, dass er Latino ist und das Tanzen im Blut hat, dass er sich mit einer solchen Lockerheit bewegte, dass es von Anfang an professionell aussah. Ich selbst musste mich so sehr auf die Tanzschritte konzentrieren, dass ich mich richtig verkrampfte. Ich werde wohl noch einige Tanzstunden brauchen, bis ich mich ebenfalls entspannt bewegen kann.

 

Ich merkte aber sofort, dass Salsa-Tanzen ideal ist um abzuschalten. In diesem Moment haben keine anderen Gedanken platz, man muss sich aufs hier und jetzt, auf die Musik und die Bewegungen einlassen. Ich freue mich darauf, weiter zu üben und bald besser zu werden. Besonders toll finde ich es, dass ich Gleichgesinnte gefunden habe, mit denen das Tanzen gleich noch mehr Spass macht!

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