Ein Wochenende in Baños

Es gibt kein sichereres Mittel festzustellen, ob man einen Menschen mag oder nicht, als mit ihm auf Reisen zu gehen.

(Mark Twain)

Zuerst einmal möchte ich mich bei euch Blogleserinnen und Bloglesern bedanken! Es ist schön, immer wieder zu hören, wer alles meinen Blog liest. Ich hätte nie gedacht, dass sich so viele Menschen für meine Erlebnisse und Erfahrungen in Ecuador interessieren.

Natürlich freue ich mich auch immer über Kommentare zu meinen Blogs oder über Gästebucheinträge. :-)

 

Rabea ist in den letzten Monaten eine meiner besten Freundinnen geworden. Sie kommt aus Basel und hat mit mir die gesamte Vorbereitung von ICYE durchgemacht - von der Länderwahl über die Vorbereitungsseminare und die Beantragung des Visums bis hin zum Packen des Reisekoffers und des 16stündigen Flugs von Zürich nach Quito. Jetzt arbeitet sie ebenfalls in einem Projekt mit Strassenkindern, jedoch in Ambato, einer Stadt etwa 3 Autostunden von Quito entfernt. Im selben Projekt arbeitet auch Timo, ein Freiwilliger aus Deutschland.

Rabea, Timo und ich planten dieses Wochenende zusammen nach Baños zu fahren. Dies ist ein Städtchen zwischen den Anden und dem Amazonasbecken in einem zauberhaften, kleinen Tal mit Wasserfall und mehreren kleinen Quellen.  

 

Um sechs Uhr morgens stieg ich in den Bus. Ich habe noch immer sehr Mühe, mich geografisch in Ecuador zurechtzufinden, zu wissen, welchen Bus ich nehmen und wo ich aussteigen muss. Die Haltestellen werden weder angekündigt noch sind sie angeschrieben. Ich wusste, dass ich bei einer Haltestelle namens "Tambillo" umsteigen musste. Doch wie sollte ich wissen, welche Haltestelle das ist? Zum Glück sind die Menschen in Ecuador allgemein sehr hilfsbereit und der Busfahrer informierte mich, als wir in "Tambillo" eintrafen.

 

Nach drei Stunden Fahrt erreichte ich Ambato. Dort traf ich auf Rabea und Timo und gemeinsam fuhren wir eine weitere Stunde bis Baños. Das Städtchen ist traumhaft! Es liegt mitten in den Bergen zwischen unglaublich hohen Hügeln, die mit Wald bedeckt sind.

Zuerst suchten wir ein Hostel und fanden eines für acht Dollar pro Person. Das Zimmer war klein und Rabea und ich teilten uns ein Bett, doch wir waren mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis sehr zufrieden.  Für Aktivitäten wie Dschungeltouren, Klettern, Reiten oder Rafting, für die Baños bekannt ist, waren wir zu spät dran. Zudem regnete es ununterbrochen. Doch mich störte dies alles nicht. Ich war vor allem hier, um aus Quito herauskommen, mich mit Rabea und Timo auszutauschen und wieder einmal Deutsch sprechen zu können. Deshalb nahmen wir es gemütlich, wir setzten uns in ein Restaurant, besichtigten die Basilika und tranken Kaffee. Timo sagte irgendwann: "Ich liebe mein Leben und meine Arbeit hier. Zum ersten Mal seit langem habe ich das Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles zu tun."

Damit sprach er uns allen aus der Seele, in gewisser Weise. 

 

Als der Regen ein wenig nachliess, spazierten wir zu einem grossen Wasserfall mitten in der Stadt.

Am Abend wollten wir uns das Nachtleben von Baños ansehen. Ähnlich wie in Quito reihen sich hier Bars und Discos aneinander. Alles ist sehr europäisch angehaucht und wir hätten geradesogut in Spanien sein können. Ich war ein bisschen enttäuscht, dass die Menschen in den Discos nicht wirklich tanzten. Sie standen einfach im Kreis und wippten zur Musik ein bisschen hin und her. Doch wahrscheinlich lag das daran, dass die meisten davon Touristen waren.

Wir gingen noch vor Mitternacht schlafen, um fit für den nächsten Tag zu sein.

 

Am Sonntagmorgen standen wir früh auf, um zur berühmten "casa del arbol" zu gehen. Dies ist ein Baumhaus oben auf einem der Hügel, neben dem es eine Schaukel gibt. Mit dieser Schaukel kann man hoch über dem Abgrund einer tiefen Schlucht hin und her schwingen.

Ein Taxifahrer, der nicht älter war als wir selbst, fuhr uns den Hügel hoch. Oben angekommen wollte er mit Rabea und mir Selfies machen. Timo war für ihn nicht so interessant... ;-)

Schliesslich setzten wir uns auf die Schaukel und schwangen los, ohne jede Sicherung. Es war einfach wunderbar, ein Gefühl von Freiheit, hoch über tropischem Wald, reissenden Flüssen und inmitten von Vulkanen.

Als wir von der Schaukel zurückkehrten, gingen wir noch auf den Früchte- und Gemüsemarkt. In Ecuador sind die Früchte sehr viel süsser als in der Schweiz und es gibt Sorten, die ich noch nie zuvor gesehen habe.

Danach nahmen wir den Bus nach Ambato, denn ich hatte eine lange Fahrt bis Quito vor mir. Es war ein sehr schönes Wochenende mit zwei guten Freunden an einem wundervollen Ort.

Ich freue mich bereits auf die nächste Reise!

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