Eine moderne Gastfamilie und der falsche Äquator

Die beiden schönsten Dinge sind die Heimat, aus der wir stammen, und die Heimat, nach der wir wandern.

(Johann Heinrich Jung-Stilling)

Nun bin ich seit fast zwei Wochen in Ecuador und ich bin froh, dass ich sagen kann, dass ich mich hier sehr wohl fühle! Meine Gasteltern sind sehr unkompliziert und modern. Ich hatte ein bisschen Angst gehabt, dass ich in eine konservative Familie kommen würde, in der die Männer nichts im Haushalt machen müssen. (Ja, diese Einstellung ist in Ecuador noch immer verbreitet)

In meiner Gastfamilie ist es zum Glück ganz anders: Meine Gastmutter arbeitet auf ihrem Beruf, weshalb meine Gastbrüder und ich unsere Kleider selber waschen und unser Essen unter der Woche selber zubereiten.

 

Die Unterschiede des Wohlstands in Ecuador sind riesig. Ich lebe bei einer wohlhabenden Familie in der Hauptstadt.

Gestern sprach ich mit einem Freiwilligen aus Deutschland, der übernächste Woche, wenn der Spanisch-Kurs von ICYE zu Ende ist, nach Otovalo gehen wird. Dort wird er bei einer indigenen (Ureinwohner) Familie leben, wo er weder fliessend Wasser noch Strom im Haus hat. Am Wochenende kann er dann jeweils in eine WG, um seine Kleider zu waschen und zu duschen. Ich sagte ihm, so etwas würde mir auch guttun, worauf der erwiderte, ich könne gerne mit ihm tauschen.

Am Freitag stand ein Ausflug mit ICYE Ecuador zu "la mitad del mundo", einem Äquatordenkmal nördlich von Quito, auf dem Programm. An diesem Ort steht das "el reloj solar quitsado", eine gewaltige Sonnenuhr mit einem zehn Meter hohen Zylinder, der die Stelle markiert, wo der Äquator verlaufen soll. Dort ist es angeblich möglich, mit einem Fuss auf der südlichen und mit einem Fuss auf der nördlichen Erdhalbkugel zu stehen. Was jedoch nur wenige wissen: Die Erbauer des Monuments haben sich um einige Meter verrechnet. Die richtige Äquatorlinie verläuft etwa 240 Meter entfernt, auf der anderen Strassenseite auf einer heiligen indigenen Stätte, die vor mehr als 1000 Jahren gebaut wurde.

Mit meinem ecuadorianischen Kollegen Bernardo auf der angeblichen Äquatorlinie vor der Sonnenuhr

Wir besuchten also zuerst den offiziellen Park, in dem das Monument steht. Dort gab es auch einige Museen über Ecuador im Allgemeinen, Touristenläden und Restaurants. Gleich neben dem Park befindet sich der Hauptsitz der Union Südamerikanischer Nationen, weshalb überall Flaggen der verschiedenen Länder Südamerikas wehen. Später gingen wir dann noch zum richtigen Ort, an dem es zwar keine Linie am Boden gibt, dafür aber eine Tafel, die die Koordinaten "00 00 00" markiert:

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