Ankunft in der Mitte der Welt

Eine Reise wird besser in Freunden als in Meilen gemessen.

(Tim Cahill)

Der Anflug auf Quito war traumhaft! Von weitem sahen wir Vulkane, Berge und Seen. Ich realisierte gar nicht richtig, dass dies alles tatsächlich Ecuador war.

Xenia, Fatma, Rabea und ich (v. rechts) auf dem Weg nach Quito

Ein Mitarbeiter von ICYE Ecuador holte mich und die anderen drei Schweizerinnen am Flughafen ab und brachte uns mit einem kleinen Bus ins Einführungscamp. Wir mussten eine Stunde fahren und der Verkehr auf der Strasse war sehr kriminell. Die anderen Autos überholten uns rechts und links, fuhren zentimeternah auf und streiften uns beinahe. Anschnallen konnten wir uns natürlich nicht, da die Gurten entweder gar nicht vorhanden waren oder klemmten. Unsere Koffer waren im Kofferraum gestapelt und verhinderten jede Sicht nach hinten. Irgendwann lenkte unser Fahrer den Wagen auf den Pannenstreifen. Er versuchte uns auf Spanisch zu erklären was los war, doch wir verstanden kein Wort. Nach einigen Minuten kam sein Sohn mit einem anderen Auto und sagte uns auf Englisch, dass der kleine Bus komische Geräusche mache und wir umsteigen müssen. Wir Schweizerinnen mussten die ganze Zeit lachen, weil die Strassenverhältnisse in Ecuador so anders sind als zu Hause.

 

Im Camp angekommen trafen wir auf eine Finnin, die als einzige bereits dort war und lernten auch die Mitarbeiter von ICYE-Ecuador kennen. Wir wurden sehr herzlich empfangen, gingen aber früh schlafen. Mitten in der Nacht wurden wir von einem kleinen Erdbeben wachgerüttelt. Ich erschrak ein bisschen, doch wirklich überrascht war ich nicht. Erdbeben kommen in Ecuador häufig vor und ich werde mich daran gewöhnen.

 

Am nächsten Tag trudelten nach und nach die anderen Freiwilligen ein. Dreiviertel von allen sind Deutsche, daneben hat es auch Jugendliche aus Dänemark, Finnland, Österreich, Indien und den USA. Das Camp dauerte eine Woche und wir setzen uns durch Spiele und Diskussionen mit den Themen „Kulturschock“, „Sicherheit“ und „Konfliktlösung“ auseinander. Besonders freute ich mich, als Bernardo plötzlich im Camp auftauchte. Er ist Ecuadorianer und war letztes Jahr mit ICYE in der Schweiz, weshalb ich ihn bereits vor meiner Abreise kannte. Nun erfuhr ich, dass Bernardo während meiner Zeit in Ecuador mein Mentor (eine Art ICYE-Götti) sein wird. Das ist das Beste, was mir passieren konnte, da es einerseits mit ihm nie langweilig wird und er mich andererseits wie kein anderer versteht, wenn ich ihm erzähle, was mich in Ecuador, verglichen mit der Schweiz, fasziniert oder erschreckt.

 

Am letzten Tag kamen uns unsere Gastfamilien im Camp abholen. Für sie mussten wir eine Präsentation über unser Heimatland halten. Wir Schweizerinnen sprachen über Demokratie, die vier Landessprachen, Schokolade, Taschenmesser, Schweizer Franken, Skifahren und Roger Federer. Meine Gastfamilie kam zu dritt: Meine Gasteltern und Carlos, einer meiner Gastbrüder. Als wir einander schliesslich fanden, sagten sie mir, das sie sich sehr auf mich gefreut hätten und es für sie eine spannende Erfahrung sein würde, mich in ihrem Haus zu haben. Ich würde von ihnen lernen und sie von mir. Als wir bei ihnen zu Hause ankamen, war ich überrascht. Das Haus meiner Gastfamilie ist sehr viel grösser und moderner als unser Haus in der Schweiz. Ich habe hier sogar ein eigenes Badezimmer, das in mein Zimmer integriert ist – fast ein bisschen wie in einem Hotel.

Die nächsten zwei Wochen werde ich mit den anderen Volunteers einen Spanischkurs von ICYE besuchen. Carlos kam heute extra mit mir ins Stadtzentrum von Quito, um mir den Weg zu zeigen, den ich am Montag gehen muss. Mein zweiter Gastbruder Alejo lernte ich ein bisschen später kennen. Auch er ist sehr interessiert und da er ein bisschen Deutsch spricht, bat er mich, ihm die Sprache besser beizubringen. Beim Essen diskutierten meine beiden Gastbrüder, was sie mir in Ecuador alles zeigen möchten – den Markt, auf dem lebendige Tiere verkauft werden, die berühmte Schaukel in Baños, die Kirchen in Quito..

Mit meinen Gastbrüdern Alejo (links) und Carlos (rechts)

Ich freue mich auf die nächsten Tage, Wochen und Monate! Da ich hier eine stabile Internetverbindung habe, werdet ihr bald wieder von mir hören!

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Kommentare: 1
  • #1

    Matthias (Sonntag, 21 August 2016 21:28)

    Wie unser Kellner schon gesagt hat: In Ecuador ist alles ein bisschen improvisiert. Das hast du im Taxi ja bereits feststellen dürfen:-).